Hi ;)
Meine erste Frage, wie
kam es du zu deinem Künstlernamen ‚Buschwerk‘?
Mannheim
hat einen Stadtteil namens Jungbusch. Er war und ist - neben meiner Muse -meine
größte Inspirationsquelle. Von ihm ging der starke Impuls aus, mich an der
Kunst zu versuchen.. Buschwerk ist ein Wortkonstrukt das kurz vor meiner ersten
Ausstellung aus ‚Jungbusch‘ und ‚Kunstwerk‘ entstanden ist. Inzwischen habe ich
dort habe ich auch mein Atelier und muss seither nicht mehr in meiner Küche
arbeiten. Uff!
Am
liebsten ist es mir übrigens, wenn man [ BUSCHWERK ] schreibt. Hat was mit
Corporate Design zu tun und ist ein Überbleibsel aus meiner Zeit in der freien
Wirtschaft…
Welches Adjektiv passt am besten zu dir/ deiner Kunst? Oder wie würdest du deine Kunst beschreiben?
Mit
einem einzelnen Adjektiv sind weder meine Kunst noch ich richtig beschrieben. Dafür
haben wir beide zu viele markante Merkmale. Für meine Kunst fallen mir als
erstes solche Adjektive wie bunt, ironisch, plakativ und urban ein. Oftmals
trifft auch ‚kitschig‘ zu.
Für
mich selbst würde ich spontan zu den Adjektiven intellektuell, humorvoll und
gelegenheitscharismatisch greifen.
‚Polarisierend‘
passt sowohl zu mir als auch zu meiner Kunst. Entweder man mag uns oder man mag
uns nicht. Neutral lassen wir kaum jemanden zurück.
© [ BUSCHWERK ] |
Wie lange bist du schon künstlerisch aktiv?
Ernsthaft
angefangen habe ich vor ungefähr zwei Jahren und da es sehr schnell ging mit
der ersten Ausstellung, habe ich bis heute weiter gemacht. Ich liebe Sachen,
bei denen ich schnell Erfolgserlebnisse erziele.
Was hat dich inspiriert?
Gab es einen speziellen Auslöser?
Der
Jungbusch war Inspirationsquelle und Auslöser zugleich. Aber es gab noch einen
zweiten Auslöser: Zuvor war ich fünfzehn Jahre in der freien Wirtschaft als
HR-Experte tätig gewesen und auf Dauer passte das Menschenbild des homo
oeconomicus nicht zu meiner humanistischen Grundhaltung. Ich musste da raus und
Abstand gewinnen. Und dann ist da natürlich noch meine Muse…
Gibt es Leute die negativ auf deine Kunst reagiert haben?
Klar!
Wäre auch seltsam, wenn es nicht so wäre, und ich habe da auch kein Problem
mit. Ich selbst reagiere auch nicht immer nur positiv auf die Kunst von
anderen.
Kunst ist wie Wein, nämlich ganz unabhängig von Preis und Qualität vor
allem eins: Geschmackssache!
Farben,
Themen, Formate, der Künstler selbst… Es gibt unzählige Gründe Kunstwerke zu
mögen oder auch nicht.
© [ BUSCHWERK ] |
Warum ist eigentlich Street
Art verboten?
…
weil Häuserwände, Straßen etc. immer irgendjemandem gehören und da ganz schnell
der Straftatbestand der Sachbeschädigung erfüllt ist.
Aber mittlerweile ist
Street Art ja soweit etabliert, dass es in Mannheim und anderen Städten legale
Plätze zum Sprühen gibt.
Schade nur, dass zur echten Street Art auch die freie
Platzauswahl des Künstlers gehört.
Die Wahl des Platzes ist fast immer Teil des
Konzepts und der persönlichen Handschrift des Künstlers. Aber egal…
Verbote
haben auch ihr Gutes! Ich glaube, dass der Reiz des Verbotenen für viele Street
Art Künstler eine wichtige Rolle spielt oder die Sache überhaupt erst ins
rollen gebracht hat.
Braucht die Kunst mehr Platz?
Nicht
unbedingt mehr Platz, aber auf alle Fälle mehr Plätze. Kunst muss im
öffentlichen Raum wieder viel präsenter und alltäglicher werden.
Es gab Zeiten,
da haben Menschen viel mehr in Kunst im öffentlichen Raum investiert, und dass,
obwohl die Beschaffung von Nahrung damals deutlich schwieriger war als jetzt.
Heutzutage gibt es Kunst nur noch an festgelegten Orten für festgelegte
Zielgruppen. Das ist nicht nur Quatsch, sondern auch noch undemokratisch.
Vielleicht liegt hierin das große Verdienst der Street Art: Sie hat einen Teil
der Kunst frei zugänglich gemacht und damit demokratisiert.
Deine Ausstellung "Mannheimat" - magst du uns kurz darüber erzählen?
Gerne
doch! Die Idee kam durch eine Gruppenausstellung im November letzten Jahres.
Die Ausstellung zeigte Werke von toten und lebenden Mannheimer Künstlern und
trug den Titel „Mannheimer Originale - original Mannheim“.
Ich war zum Glück einer von den lebenden
Künstlern und spürte plötzlich, dass Mannheim schon immer meine Arbeiten geprägt
hatte. Was aber bis dahin gefehlt hatte war, diese Stadt selbst zum Thema zu
machen. Und so kam es schließlich zu der Idee, eine Ausstellung mit dem Titel
„Mannheimat“ zu machen.
Es
geht dabei sowohl um die Stadt als auch um den Heimatbegriff. Mit dem können wir in Deutschland schon lange
nicht mehr unbefangen umgehen. Aber auch andernorts kommt der Heimatbegriff in
Bedrängnis, z.B. durch die Globalisierung und das Internet, die überall und
nirgends sind.
© [ BUSCHWERK ] |
Wenn ich deine Stadt besuchen würde was - außer deiner Ausstellung - müsste ich unbedingt sehen?
Es
gibt nichts, was man unbedingt gesehen haben muss. Nicht einmal meine
Ausstellung muss man gesehen haben. Das gehört mit zu den Sachen, die ich hier
mag. Man muss in Mannheim nichts gesehen haben.
Man kann Mannheim ganz nach
seinen eigenen Vorlieben erkunden und kennenlernen.
Als Touristenführer würde ich
dir vermutlich den Wasserturm zeigen, aber eher weil er das Wahrzeichen der
Stadt ist und weniger, weil die Architektur besonders beeindruckend wäre.
Als
Buschwerk würde ich dich Samstag Abend mit auf Tour in den Jungbusch und im
Sommer unbedingt mit zum Grillen am Verbindungskanal nehmen.
Fühlst du dich gut in
deiner Stadt?
Ich
habe es geschafft viele Jahre in Mannheim zu studieren, ohne da zu wohnen oder
mehr kennenzulernen als das Universitätsgebäude und die nächstgelegene
Buchhandlung.
Erst vor fünfzehn Jahren bin ich hierher gezogen und ich habe
lange gebraucht, um mich in diese Stadt zu verlieben. Inzwischen fühle ich mich
sehr wohl hier!
Ich glaube, wenn ich eine Stadt wäre, dann wäre ich Mannheim.
© [ BUSCHWERK ] |
Gibt es Sachen, die dich
stören?
Mich
stört, dass manche Leute hier einen auf Berlin machen. Die treffen sich dann in
veganen Bistrots und spielen „Berlin“ - so wie Kinder „Vater, Mutter, Kind“
spielen.
Ich finde das albern. Wir sind hier nicht in Berlin und das ist auch
o.k. so.
Hier gibt es eine eigene Identität und eigene Potentiale. Da muss man
nicht kopieren oder nachspielen.
Ansonsten
stört mich, dass Mannheim (sogar international!) zwar als eine der Städte mit
dem größten kreativen Potential wahrgenommen wird, man hier aber lieber
namhafte Künstler von außen „einkauft“, statt Mannheimer Künstler aufzubauen
und sie nach außen zu „verkaufen“. Man scheint die lokale Kunstszene als
Wirtschaftsfaktor und Exportschlager massiv zu unterschätzen.
Hast du schon in Luxembourg ausgestellt?
Leider
nein. Ich würde das aber sofort tun, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Ich
bin ein großer Luxemburgfan und mag dieses Land sehr! Meine bisherigen
Bemühungen waren leider erfolglos, aber sobald ich die Möglichkeit bekomme, bei
euch auszustellen, schnappe ich sofort zu!
Gibt es eine Homepage von dir? Oder wo kann man deine Bilder noch sehen?
Homepage
habe ich (noch) keine. Ich mache lieber Kunst als eine Homepage zu betreuen. Aber
auf Facebook findet man Bilder von mir.
Was würde dich reizen? Was würdest du gerne mal tun? ( künstlerisch oder im Alltag)
Eine
regelmäßige Casting-Show für Künstler auf arte fände ich cool! Sowohl als
Teilnehmer als auch in der Jury.
Ich würde auch gerne mal auf Island arbeiten
und ausstellen.
Ein Duett mit der Sängerin von Plankton Waves aufnehmen fände
ich auch ganz großartig und auf alle Fälle meinen Mannheim-Krimi endlich fertig
schreiben und einen Verlag dafür finden.
Und
das mit dem Alltag habe ich nicht verstanden… ;-)
Gibt es noch Fragen die ich dir unbedingt stellen sollte? Die noch keiner sich getraut hat, dir zu stellen?
Wenn
sich jemand nicht traut, mich etwas zu fragen, dann ist das schade, denn er nimmt
mir die Chance zu antworten und sich selbst die Chance, eine Antwort zu
erhalten. Jeder sollte mich das fragen, was ihn oder sie wirklich interessiert.
Und das sind auch die einzigen Fragen, die man mir stellen sollte! Ich werde
auch ganz sicher nach bestem Wissen und Gewissen antworten. Du weißt nicht
zufällig, wie spät es gerade ist?
Und gibt es einen Gegenstand ohne den du nicht aus dem Haus gehst?
Was hat sich für dich in deinem Leben geändert seitdem du Künstler bist ?
Ich muss keinen Anzug mehr tragen, wenn ich zur Arbeit gehe und ich
treffe vielmehr interessante Menschen als früher im Büroalltag.
Außerdem kann ich endlich etwas Nachhaltiges machen, etwas, das Bestand hat. Ich kann mir die nötige Zeit nehmen, Dinge fertig zu denken und fertig zu machen.
In der freien Wirtschaft genügt oft die Illusion von Nachhatigkeit und guter Qualität.
Und vor allem kann ich endlich authentisch agieren! Das ist ein großer Luxus!
Danke für das interessante Interview. Meine Neugierde auf deine Ausstellung und deine Stadt wurde auf jeden Fall geweckt ;-)
yes that s right :)
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